Versammlung der Mitglieder

05. Oktober 2022

Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverbandes in der Kammerhalle in Rendsburg standen vor dem Hintergrund des Klimawandels und damit zunehmender Extremwettereignisse Fragen der zukünftigen Baumartenwahl und der waldbaulichen Strategien.
Der Leiter der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen, Dr. Thomas Böckmann, verwies auf die durch die Dürreextreme der vergangenen Jahre entstandenen Freiflächen. Bei dem zu erwartenden Anstieg der Durchschnittstemperaturen für Schleswig-Holstein von mindestens 2 bis möglicherweise bis zu 4 oder 6 Grad Celsius zum Jahr 2100 bestehe die größte Herausforderung in der veränderten Niederschlagsverteilung und der Verfügbarkeit von Wasser während der Vegetationsperiode.
Der Klimawandel, so Böckmann, werde zu veränderten Produktionsgrundlagen, Produktionsrisiken und Ertragsaussichten führen und die Anpassungsfähigkeit der Baumarten vielerorts überfordern. Angesichts der Langfristigkeit der forstlichen Produktion und der Unsicherheiten der Klimaprojektionen verbiete sich allerdings jegliche Form von Aktionismus und Panikmache. Allerdings werde ein „Weiter-wie-bisher“ vielerorts nicht funktionieren. Den Schlüssel sieht die Versuchsanstalt in einer aktiven Anpassung des standortgemäßen Waldumbaus an den Klimawandel durch die Stabilisierung der vorhandenen Waldbestände, die Senkung und Verteilung der Risiken sowie den weiteren standortgerechten Waldumbau.
Holz als Rohstoff, so Böckmann, werde durch CO2-Wende, Energiekrise, Baustoffbedarf et cetera weiterhin an Bedeutung gewinnen und müsse auch zukünftig in ausreichender Menge national bereitgestellt werden. Dabei stehen mit Douglasie, Küstentanne und Roteiche schon jetzt Baumarten zur Verfügung, die die Fichte zukünftig ersetzen können, weil sie auf gleichen Standorten trockenheitsunempfindlicher sind und trotzdem gutes Wachstum versprechen. Vertiefende Forschungen im Bereich der Herkünfte und der Genetik bei alternativen Baumarten, die für den Klimawandel geeignet sein könnten, seien dabei dringend erforderlich.
Bei der Walderneuerung auf Freiflächen müsse „Qualität vor Quantität“ gelten. Dafür, so Böckmann, stünden außer Buche und Tanne viele heimische, eingeführte und auch bewährte alternative Baumarten zur Verfügung. Der Wald substituiert auch rund 15 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Wichtiger als die Anpassung des Waldes an den Klimawandel sei daher eine weiterhin konsequente Reduktion der Treibhausgasemissionen. Dies sei aber eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft und nicht nur für die Waldbesitzer. Dabei spricht sich die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt auch für einen Ausgleich von Ökosystemleistungen aus. Diese seien keine Almosen oder Spenden zur Krisenbewältigung, sondern eine längst überfällige Honorierung von Leistungen der Waldbesitzenden.

Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Forstbaumschulen, Armin Vogt, verwies auf die besondere Bedeutung der Forstbaumschulen. Diese seien der Garant für die Versorgung aller Forstbetriebe mit qualitativ hochwertigem Pflanzmaterial. Ohne dieses seien der notwendige Waldumbau und der Wiederaufbau nicht zu schaffen. Dabei, so Vogt, hätten die Forstbaumschulen ausreichende Produktionskapazität, um den Waldumbau und die Wiederbewaldung zu unterstützen. Probleme ergäben sich aber aus der Unberechenbarkeit der Planung für die Zukunft. Weiter forderte Vogt eine ausreichende Verfügbarkeit von sicherem forstlichen Saatgut für die Zukunft. Dies gelte sowohl für die heimischen Baumarten wie auch für die bewährten Gastbaumarten.

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