Sitzung Landesbeirat Forst und Holz des Landes Schleswig-Holstein und der Freien und Hansestadt Hamburg

02.12.2024
Am 2.12.24 fand in Landwirtschaftsministerium in Kiel die Sitzung des Landebeirates statt. Ganz oben auf der Agenda standen Vorträge zu den Themen:
1. Auswirkungen der EU-Biodiversitätsstrategie auf die Forst -und Holzwirtschaft
2. Ergebnisse der IV. Bundeswaldinventur
Zum ersten Thema führte Dr. Seintsch, (Leiter des Arbeitsbereichs Waldwirtschaft in Deutschland am Thünen-Institut) aus. In seinem Vortrag zeigte Dr. Seintsch eindrücklich auf, welche weitreichenden Folgen durch unterschiedlich intensive Umsetzungsszenarien entstehen könnten.
Kern der Betrachtung waren die Auswirkungen auf die Rohholzproduktion, die globalen Holzmärkte und die globale Biodiversität.
Die Auswirkungen eines moderaten Umsetzungsszenarios könnte vom Holzmarkt in der EU kompensiert werden und somit ein weiteres Wachstum des EU-Forstbereiches ermöglichen. Somit würde die Auswirkungen auf die globalen Holzmärkte und die globale Biodiversität gering ausfallen.
Bei einem intensiven Umsetzungsszenario würde sich eine starke Verringerung des Rohholzaufkommens in der EU ergeben. Die Entwicklung des Sektors würde stark eingeschränkt. Ferner würde der globale Holzmarkt versuchen die Fehlmengen teilweise durch höhere Rohholzaufkommen aus Nicht-EU-Ländern zu kompensieren. Hieraus würden Biodiversitätsverlagerungseffekte erfolgen.
Zur Vermeidung oder zumindest zur Abschwächung der Verlagerungseffekte bedarf es, vor der Implementierung der Strategie einer Sicherung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung in Nicht-EU-Ländern sowie eines nachhaltigen Rohholzerzeugungsniveaus in der EU.
In Bezug auf das zweite Thema legte Herr Zirkel dar, dass die Ergebnisse der IV. Bundeswaldinventur für Schleswig-Holstein durchweg als positiv zu betrachten sind.
In den Zeitraum von 2012-2022 wuchs die Waldfläche um knapp 3.500 ha, der Holzvorrat stieg um 23 m3/ha, die Naturnähe der sehr naturnahen sowie naturnahen Bestände stiegt um knapp 6.000 ha. Ferner nimmt der Anteil von „alten Wäldern“ (>120 Jahre) kontinuierlich zu. Mit 91 % Mischwäldern nimmt Schleswig-Holstein die Spitzenposition in Deutschland ein. Insgesamt können 69 % der Wälder als naturnah angesprochen werden. Von einer Übernutzung der Wälder, wie oftmals behauptet, kann keine Rede sein. Die Nutzung liegt auf dem gleichen Niveau von vor 10 Jahren und entspricht 82 % des Zuwachses. Bei der CO2-Speicherung ergab sich eine positive Nettoveränderung um +0,33 Mio t CO2-Äquivalent.
Auf Bundeseben erfolgte hier eine unzureichende und einengende Betrachtung, da der Zeitraum nicht mehr 10 Jahre betrug (2012-2022), sondern nur noch 5 Jahre (2017-2022). Dadurch und weil nur der „lebende Waldspeicher“ betrachtet wird, ergab sich eine negative Nettoveränderung. Bei der Betrachtung von 10 Jahren liegt die Speicherleistung trotz verheerender Kalamitäten auf einem stabilen Niveau. Würde die Methodik korrekterweise auch genutztes Holz und die Substitutionseffekte von Holz berücksichtigen würde keine Schlagzeile des Waldes als Co2-Quelle oder Klimakiller die Runde machen.
Neben diesen Themen unterstrich der Landesbeirat seine ablehnende Haltung zur geplanten Novelle des BWaldG (auch wenn diese aktuell von Tisch ist) ebenso wie zur aktuell nur zeitlich verschobenen EUDR. Diese muss inhaltlich überarbeitet werden.